Montag, 6. Juli 2009

In memoriam DDR

In Güstrow saßen sie bei einem Stück Stachelbeerbaiser und verdauten die Fruchttorte, das suße Eiweiß, das an manchen Stellen etwas zu braun geraten war und die barlachschen Bronzefiguren.

"Ach ja", seufzte der Westgeborene, "die DDR hatte schon ihre guten Seiten. Die Mieten waren günstig, das Brot kostete eine Mark und der Zusammenhalt war einfach besser."

"Das will ich dir vorrechnen", erwiderte R., die Ostgeborene, "das Stipendium war 180 Mark, mein Mann hatte als Bäcker mit ARbeitszeiten von 4 Uhr früh 360 Mark. Ein Wintermantel kostete 300 Mark."

"Als Student sollte man nicht im Exquisit* kaufen wollen", warf der Kollege leicht zynisch ein.

"Exquisit?!", R wurde streitbarer und sowohl ihr Ton als auch ihr Gesicht drückten das deutlich aus, "da kostete ein Mantel 700 Mark."

Die Kellnerin wurde in das Gespräch hineingezogen: "Was haben Sie in der DDR für einen Wintermantel bezahlt?", fragte R.

"Na, im normalen Laden so mindestens 300", gab die Bedienung zurück.

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* Exquisit, Läden mit höheren Preisen, mit denen die Kaufkraft abgeschöpft werden sollte. Exquisit-Läden bei Wikipedia